Die Erfassung


Hiermit beginnt der ganze Wahnsinn. Um dich zum Wehrdienst heranziehen zu können, muss der Verein zunächst einmal wissen, dass es dich gibt. Um dies zu erfahren, bedient er sich der Mithilfe des Einwohnermeldeamtes. Dieses sendet an einem Stichtag des Jahres, in welchem du das 18. Lebensjahr vollendest deine Daten an dein zuständiges Kreiswehrersatzamt. Von diesem bekommst Du dann einen Fragebogen, der deine beim Einwohnermeldeamt gespeicherten Daten enthält, und auf dem du bestätigen sollst, ob diese Daten korrekt sind. Sobald du dies bestätigt bzw. verbessert hast, bist du erfasst, d.h. du bist "im System" und unterliegst der Wehrüberwachung. Hieraus kannst du nun den Umkehrschluss ziehen, dass wenn du verhinderst, dass deine Daten ans Kreiswehrersatzamt übersandt werden können, du auch nicht Wehrpflichtig wirst. Dies kannst du z. B. dadurch erreichen, dass du vor deiner Erfassung deinen Wohnsitz ins Ausland verlegst. Da die Computer des Einwohnermeldeamtes darauf programmiert sind, nur alle 17 bis 18 jährigen anzuschreiben, kannst du zumindest vage darauf hoffen, von der Wehrpflicht verschont zu bleiben, auch wenn du dich mit 19 oder 20 wieder zurückmeldest.

Wenn dich das Kreiswehrersatzamt erfolgreich erfasst hat, wird es dir als nächstes einen Fragebogen zur Musterungsvorbereitung zusenden. Mit den darin gestellten Fragen will das Kreiswehrersatzamt mehr über dich in Erfahrung bringen, um deine Einberufung besser planen zu können. Hier werden erste Fragen über deinen Gesundheitszustand, über deine Schulbildung sowie über den Stand deiner Ausbildung gestellt. Weiterhin will das Kreiswehrersatzamt wissen, ob in Zukunft irgendwelche Befreiungs- oder Rückstellungsgründe vorliegen. Anders ausgedrückt: Die erwarten also von dir, dass du treudoof dabei mithilfst, dein eigenes Grab zu Schaufeln. Verweigerst bzw. verzögerst du diese bereits für die Planung des Zeitpunktes deiner Musterung wichtigen Auskünfte, so schaffst du im Kreiswehrersatzamt eine erhebliche Planungsunsicherheit und verursachst einen erheblichen Mehraufwand. Dies kann wiederum dazu führen, dass du noch vor deiner Musterung z. B. das zweite Drittel deiner Ausbildung oder deines Studiums erreichst und somit vorerst nicht eingezogen werden kannst. Auch die Musterung wird dann noch lange auf sich warten lassen, da die Bundeswehr grundsätzlich bestrebt ist, Musterungsuntersuchungen in einem zeitlich engen Zusammenhang mit einer möglichen Einberufung durchzuführen. Dies verschafft dir natürlich viel Zeit für eine gute Vorbereitung, und ausserdem ist bis dahin vielleicht die Wehrpflicht endlich abgeschafft....

Falls du nun beschliessen solltest, eimerweise Sand ins Getriebe zu kippen und den Behördenapparat im Leerlauf rotieren zu lassen, sind folgende Informationen für dich vielleicht interessant:

Das Kreiswehrersatzamt verschickt den oben genannten Fragebogen stets mit normaler Post. Da insbesondere zu Ferienzeiten bei der Post häufig unqualifizierte Aushilfskräfte beschäftigt werden, kommt es häufig vor, dass normale Briefe verlorengehen. Sollte dies in deinem Fall so gewesen sein, folgt dem ersten Brief mit dem Fragebogen meist ein zweiter, in welchem du aufgefordert wirst, den Fragebogen endlich zurückzuschicken. Diesen Brief kann natürlich das gleiche Schicksal ereilen. Er kommt nicht an. Die Bürokraten im Kreiswehrersatzamt werden nun langsam sauer werden und versuchen, dir den Fragebogen rechtskräftig per Einschreiben oder Postzustellungsurkunde zuzustellen. Dies kannst du durch häufigen Wohnsitzwechsel weiter verzögern. Wer sollte dich daran hindern, diesen Monat bei Kumpel Franz in München, im nächsten Monat bei Tante Ottilie in Stuttgart und im Monat darauf bei Schwager Gustav in Hamburg zu wohnen, natürlich immer mit ordnungsgemässer An- und Abmeldung.

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Das Kreiswehrersatzamt hat nun noch die Möglichkeit, dich zur Erhebung deiner Daten polizeilich vorführen lassen. Dies ist natürlich völlig praxisfremd und wird in der Regel auch nicht gemacht. Natürlich könnte der zuständige Bürokrat auf die Idee kommen, auf den Fragebogen einfach zu verzichten und dich direkt zur Musterung einzuladen. Dies dürfte seine Bürokratenseele aber massiv überfordern, schliesslich müsste er dann selbst denken und von seinen über alles geliebten Vorschriften Abstand nehmen.

 

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